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Zeitgenössische Musik
nach 1950
 
 

Barock

1600—1750
   
 

Der Begriff Barock bezeichnet die europäische Epoche von etwa 1600 bis 1750. Der Mensch erlebt sich nicht mehr nur als Ebenbild Gottes, als Mass und Schönheitsideal wie in der Renaissance, sondern als Fühlender mit Leidenschaften und Phantasien.

Der barocke Staat ist eine Ständegesellschaft, die sich nur noch mit Macht aufrechterhalten lässt. Die Glaubensspaltung, die Machtkämpfe der Fürsten und der 30-jährige Krieg (1618-1648) zerstören die alten Ordnungen, in den Städten herrscht allmählich die besitzende und gebildete Bürgerschicht vor, während die Landbevölkerung zunehmend verarmt.

Der höfische Barock treibt Aufwand und Glanz, liebt Fülle und Extreme und erweitert die Grenzen der Realität durch einen phantastischen Illusionismus. Das Weltbild ist harmonisch und rational geordnet. Die Leidenschaften des Menschen lassen sich aus barocker Sicht nur durch rationale Ordnung steuern, was in Leben und Kunst zu hohen Stilisierungen und Reglementierungen führt.

Das neue menschliche Selbstbewusstsein bestimmt auch das Verhältnis zur Natur und Umwelt, nicht Tradition und Glaube, sondern Empirie und Kritik sollen den Menschen leiten. Wissenschaftliche und künstlerische Akademien werden gegründet, um das handwerkliche und künstlerische Niveau zu heben, Ethik und Moral werden gelehrt, die von menschlichen Erfahrungen und dem Denken geprägt sind. Es wird bewiesen, dass die Erde nicht im Mittelpunkt des Alls steht. Die Aufnahme der antiken Idee der Sphärenharmonie bestimmt wesentlich die Auffassung von Musik und die theoretischen Auseinandersetzungen mit ihr.

Henry Purcell
Henry Purcell
10 September 1659 – 21 November 1695
Antonio Lucio Vivaldi
Antonio Lucio Vivaldi
4 March 1678 – 28 July 1741

Der Künstler ahmt die Natur nicht mehr nach, sondern er erschafft als schöpferischer Genius selbst, im harmonischen Einklang von Gefühl und Ratio. Jede vom Menschen geschaffene Form bedeutet Abgrenzung gegen die Natur, die Welt wird zu einem Theater mit Darstellern, Zeremoniemeister und musikalischer Untermalung. Hat die metaphysische Orientierung im Mittelalter noch alle Lebensbereiche gestaltet, orientiert sich der Mensch im Barock am Diesseits, sichtbar in den Schlössern und Kirchen, hörbar im Individualismus des konzertierenden Stils. Die Oberschicht trägt die Musikkultur, die am Hof, in der Kirche, aber auch in der Stadt und den Schulen gepflegt wird.

Georg Friedrich Handel
George Frideric Handel
23 February 1685 – 14 April 1759
Johann Sebastian Bach
Johann Sebastian Bach
31 March 1685 – 28 July 1750

Der Mensch begreift sich noch nicht als Individuum mit persönlicher Freiheit, und doch sollen menschliche Affekte und Gefühle in der Barockmusik Ausdruck finden. Dies bedeutet nun nicht die persönliche, individuelle Darstellung der Gefühle sondern eine stilisierte, durch die Affektenlehre (Darstellung der Leidenschaften und seelischen Erregungszustände in der Musik) geordnete Repräsentation.

In den Anfängen um etwa 1600 existiert zunächst zeitgleich der barocke Stil mit der alten Polyphonie der Renaissance. Den Nachfahren erscheint die Musik des Barock lange Zeit als schwülstig, überladen, harmonisch verworren, dissonanzenreich, unnatürlich und melodisch schwierig.

baroque instruments
A collection of polyphonic hymns and Magnificats by Costanzo Festa; this is the earliest surviving such collection by a single composer in the Vatican archive

Aus der Renaissance hat das Barock die Tonsymbolik übernommen und weiter ausgebaut, wobei die musikalische Erscheinung aussermusikalischen Inhalt vermitteln will. Die Kompositionslehre wird weiter entwickelt und bringt einige strukturelle Neuerungen: Dur-Moll-Harmonik, Generalbass, das konzertante Prinzip, die Monodie, das moderne Taktsystem. Die neue Gattung Oper entwickelt sich von Italien ausgehend rasch, bereits 1637 öffnet das erste öffentliche Opernhaus in Venedig. Neben der Oper werden Passion und Messe als weitere dramatische Grossformen etabliert. Die Sonate entsteht ebenso wie die Suite, die Kantate, das Oratorium und das Concerto grosso, später das Solokonzert. Die Kammermusik mit der Triosonate als Hauptgattung entwickelt sich ab 1600 kontinuierlich weiter, die Entstehung bzw. die Struktur des Orchesters mit der ersten unabhängigen Instrumentalmusik ist zeitgleich. Die Orgel erreicht im Barock nicht nur ihr Bauideal, auch musikalisch gelangt sie zum Höhepunkt. Die Laute gibt ihren Platz als beliebtes Hausinstrument der Renaissance an das Cembalo ab, die Violine wird wichtiges Instrument, sie führt in vielen Fällen das Orchester an.

 
   
 
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