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Mittelalter
500—1400
Renaissance
1400—1600
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1825—1900
Frühes 20. Jahrhundert
1900—1950
Zeitgenössische Musik
nach 1950
 
 

Renaissance

1400—1600
   
 

Unter Renaissance versteht man die Epoche der „Wiedergeburt“ des Menschen, inspiriert durch die bewusste Auseinandersetzung mit der klassischen Antike, in der der Mensch das Mass aller Dinge war. Parallel zu dieser „Wiederentdeckung“ des Menschen werden die grossen neuzeitlichen Entdeckungen gemacht: Die Entdeckung Amerikas 1492, die erste Weltumseglung, die Etablierung der Naturwissenschaften mit Kopernikus, Galilei, Kepler sowie die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg um 1455. Natur- und Geschichtsbetrachtungen setzen ein, in Literatur und Musik hält die Volkssprache ihren Einzug. Das neue Selbstbewusstsein des Menschen spiegelt sich auch wider in den Glaubenskämpfen, dem Reformwerk von Luther und der Gegenreformation mit dem Trienter Konzil von 1545-63.

Hymns and Magnificats by Costanzo Festa
A collection of polyphonic hymns and Magnificats by Costanzo Festa; this is the earliest surviving such collection by a single composer in the Vatican archive

In der Baukunst der Zeit führt die Orientierung an der Antike zu einer neuen Einfachheit, weg vom gotischen Ideal. In der bildenden Kunst rückt der Mensch als Bezugspunkt in den Mittelpunkt, idealisierte Natürlichkeit wird angestrebt, was zur Ausbildung der perspektivischen Darstellung führt, es entstehen freistehende Plastiken. Trotz des Mangels an antiken Vorbildern finden auch in der Musik diese Veränderungen statt, einfache, vom menschlichen Atem gegliederte Melodien werden zum Ideal. Die Musik soll die Natur nachahmen, sie folgt als Vokalmusik dem vorzutragenden Text und gibt dessen Ausdrucksgehalt wieder.

Da die Musiker der Zeit viel reisen, erweitert sich das französisch-gotische Gesichtsfeld der burgundischen Komponisten nachhaltig und erweitert sich durch englische und italienische Einflüsse. Um 1430 entsteht die ars nova, Kennzeichen dieses neuen Stils sind Einfachheit und Schlichtheit.

Mittelpunkt ist die mehrstimmige Vokalmusik, die Instrumentalmusik entwickelt erst zögerlich eine Selbstständigkeit. Mehrstimmigkeit ist in der Renaissance immer noch wörtlich zu verstehen als Summe kontrapunktisch gestalteter Einzelstimmen, eine Angleichung der Stimmen erfolgt durch die so genannte Durchvokalisierung. Das Klangideal der Renaissance wandelt sich durch eine fliessende Melodik und Durchimitation im Satz, durch farbige Terz- und Sextklänge und vortonale Dreiklangsharmonik. Am Ende dieser Entwicklung steht der Akkord als Materialgrundlage des Generalbasszeitalters, dem sich anschliessenden Barock.

Weitere Merkmale der Renaissancemusik: englischer Fauxbourdon (Sextakkordketten), vierstimmiger Satz (Norm zum Ende des 15. Jahrhunderts), die Entwicklung tonaler Kadenz, Parodie (Übernahme von weltlichen Liedmelodien anstelle von liturgischen Chorälen). Bei der Motette wird die Mehrtextigkeit zugunsten des besseren Textverständnisses aufgegeben. In den Messen herrscht die vierstimmige Tenormesse als Hauptform der niederländischen Vokalpolyphonie eindeutig vor, deren Ausführung ist chorisch, aber oft rein vokal, vermehrt auch mit Instrumenten, welche die Chorstimmen mitspielen. Erst im Laufe des 16. Jahrhunderts gesellt sich als weltliche Gattung von Gewicht das neue, italienische Madrigal zum französischen Chanson, dessen Wurzeln wiederum in der Troubadour-Kunst des Mittelalters zu finden sind.

Columbus claiming possession of the New World
A depiction of Columbus claiming possession of the New World in a chromolithograph made by the Prang Education Company in 1893.
A session of the Council of Trent
A session of the Council of Trent, from an engraving.

Die Zeit um 1500 zeichnet sich durch eine zuweilen zum Selbstzweck werdende besonders kunstreiche Anwendung der kontrapunktischen Kompositionskunst aus, die nachfolgende Epoche versucht wieder zu einer grösseren Klarheit und Einfachheit zu gelangen, wobei der Ausdrucksgehalt dem Text folgt.

Die Instrumentalmusik dient als Begleitung zu Tanz und Gesang, zur Untermalung und Unterhaltung, eine Eigenständigkeit entwickelt sich erst im 16. Jahrhundert durch die Übertragung der Vokalgattungen bzw. deren Kompositionsweise auf die Instrumente. Ebenfalls im 16. Jahrhundert entwickelt die italienische Orgeltradition die Formen der Tokkata, des Präludiums und des Ricercar, die Vorform der Fuge. Als führendes Hausinstrument ist die Laute beliebt, auf der von der Begleitung zum Gesang und Tanz bis zu den ersten Instrumentalkompositionen alles gespielt wird.

 
   
 
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